Tief im Wald

Der verbotene Wald. Ich fragte mich wieso er so hiess. Es war den Schülern sicher verboten hier herumzustreunen, aber mir war das überhaupt nicht rechht. Mit meinen knappen 300 Jahren auf dem Buckel konnte ich mir nie ganz meine Passion abgewöhnen. Ich liebte Schüler, die Unzufriedenheit die die meisten umgab, zog mich einfach an. Es war immer wieder faszinierend, dass diese Aura seit Jahrhunderten an Schülern klebte. Und es würde sich auch niemals ändern. Ich lehnte an einem Baum und dachte über dieses Thema nach.

Ach ja, der Wald. Ich mochte den Wald. Er war so, so ... waldig. Ja genau, waldig. Mit einem Grinsen im Gesicht machte ich mich daran, durch die Baumreihen zu spazieren und nach irgendetwas Ausschau zu halten. Ich wusste noch nicht einmal nach was. Doch irgendetwas würde sich sicherlich finden lassen, um dafür zu sorgen, dass der Tag ein wenig schneller verging. Außer mir würden sich wohl nicht gerade viele Schüler in den Wald trauen. Erst recht nicht, so wie ich herum lief. In Jeans-Hotpents, einem gelben T-Shirt und Stiefeln, wie man sie aus Western kennt. Ein Armreifen aus dunkelbraunem Holz zierte mein Handgelenk und die silberne Kette mit dem Pentagramm baumelte auch noch immer um meinen Hals. Das Leben konnte doch so schön sein, wenn man sich um nichts Sorgen machte.

Ich wurde unsanft aus meinen Gedanken gerissen, als ich einen Geruch wahrnahm den der Wind zu mir wehte. Es war ein nicht ganz menschlicher Geruch, aber trotzdem hing eine Spur dieses süßen Duftes in ihm. Neugierig wand ich mich durch Farn und Büsche, um näher an die Quelle des Geruchs zu kommen. Schon bald entdeckten meine Augen ein Mädchen, das durch den Wald ging, mit leicht verträumten Blick. Was war sie? In meinem ganzen Leben hatte ich so etwas noch nicht gerochen. Lautlos beobachtete ich sie.

Ein Rascheln in den Büschen unweit von mir sorgte dafür, dass ich in meiner Bewegung inne hielt und in besagte Richtung starrte. Meine dunkelbraunen, beinahe schwarzen Augen suchten den Wald ab und wurden doch nicht fündig. Dann legte ich den Kopf schief und ging langsam auf einen Punkt zu, der mir nicht nur verdächtig vorkam, sondern auch merkwürdig nach Tot roch. Langsam setzte ich einen Fuß vor den anderen und blieb nach einigen Schritten erneut stehn. Man hatte mich Misstrauen geleert, doch wie immer siegte die Neugierde und ich umkreiste einen Baum, um einen jungen Mann dahinter vorzufinden. Fragend runzelte ich die Stirn. "Hey." Sagte ich schließlich in einem Tonfall, als würden wir uns schon ewig kennen.

Ruhig wartete ich, bis sie zu mir hinter den Baum kam. "Hey." erwiederte ich und musterte sie von oben bis unten. Scheinbar war sie zu einer Hälfte Mensch, aber wie war das möglich? Ich kannte nur meine Art. Reinblütige Nosverati. Sie schien halb Mensch und halb Vampir zu sein. Interessiert sah ich wieder in ihr Gesicht. "Wie ist das möglich?" fragte ich sie direkt und legte den Kopf leicht schräg während ich in ihre Augen sah.

Ich stemmte die Hände in die Hüfte und wollte schon fragen, ob ihm gefiel was er sah. Doch noch bevor ich den Mund aufmachen konnte, bekam ich eine äußerst merkwürdige Frage gestellt. "Wie ist was möglich?" Fragte ich ihn und sah ihn fragend an. Seltsamer Kerl. Schlich im Wald umher, roch als würde er eine Leiche bei sich tragen und stellte merkwürdige Fragen. Also echt mal. Wo warn wir denn hier?

Ich wartete auf Levi. Heute sollte es also so weit sein. Heute würde auch mein Bruder ein Werwolf werden, und zwar durch mich. Das ging mir zwar gegen den Strich aber er hatte Recht. Es war sein Körper. Rauchend wartete ich auf ihn an einem Baum

Wir waren also im Wald verabredet. Immer wieder einen Spaziergang wert fand ich, also hatte ich mir die Fluppe in den Mund gesteckt und war unterwegs. Dabei schaute ich natürlich, dass mich kein Lehrer dabei bemerkte, wie ich den Wald betrat. Also war es heute nun soweit. Ich war sehr gespannt. Irgendwann sah ich dann auch Luca. "Hey Bruder."

Ich atmete tief durch und lächelte Levi dann entgegen. "Hey" sagte ich nur und zog an meiner Zigarette. Das sah bestimmt sehr lustig aus für andere, die uns jetzt so sehen würden.

"Okay stehen wir also hier und machen eine Zigarettensession, oder willst du mich endlich beißen?" Fragte ich und drückte die Kippe auf dem Waldboden aus und schaute Luca ins Gesicht. Dann wartete ich erstmal ab. Würde er es endlich tun, oder würde er es sein lassen? Er hatte immer eine große klappe.

Ich seufzte und drückte ebenfalls meine Zigarette aus. "Mein Gott du kannst nerven, Lilli" beschwerte ich mich und zog mein T shirt aus. "Regel Nummer eins. Wenn du dich verwandelst zerreissen deine Klamotten. Und ja, wenn du dich zurückverwandelst wirst du wohl nackt sein." ergänzte ich und grinste.

"Was mich bei meinem Astralkörper nicht unbedingt stört. Außerdem stehen die Weiber drauf wenn ich hier mit nacktem Oberkörper rumrenne. Sieht man doch in den ganzen Filmen." Grinste ich und wartete ab, was Luca nun tun würde. Also ich hatte wirklich nichts dagegen, nackt dazustehen, ich war doch eh auf der Suche nach einer Frau für ein...zwei Nächte, oder für mehr. Je nachdem was sich ergab.

"Gut" sagte ich nur und stand schlussendlich nur noch in Boxershorts vor meinem Bruder. Er sollte ja nicht denken dass ich für ihn ein bedeutendes Kleidungsstück opferte. "So Levi. Das könnte gleich ein bisschen brennen" sagte ich sarkastisch und konzentrierte mich auf die Erinnerung die mich im Moment am meisten aufregte. Emma wie sie mir sagte sie könne nicht ohne Filius leben. Mein Körper fing an heftig zu vibrieren und die Hitze breitete sich aus.

"Oh bitte Luca... zieh das bitte an, das ist ja geradezu ekelhaft." Grinste ich ihn an und scahute dann neugierig was dort vor sich ging. Luca schien sich sehr arg zu konzentrieren. Vermutlich auf irgendwas, was ihn total sauer machte. Da würde mir auch schon so einiges einfallen. Scheinbar zitterte er sich ziemlich heftig. Abwartend schaute ich dem Spektakel neugierig zu.

Mit einem Mal schien mein Körper auseinander zu reissen, und ich wurde zu dem großen dunkelgrauen Wolf. Jetzt war es wirklich so weit. Levi würde mir jetzt folgen. Ich konnte doch nicht einfach meinen Bruder beissen. Das war wider der Natur. Ich schüttelte den Kopf und knurrte. Es war seine Entscheidung.

"Oh nein Luca, du machst jetzt keinen Rückzieher." Ich sah sogar in seiner Wolfsgestalt sein Verhalten und konnte es analysieren. Er wollte tatsächlich nen Rückzieher machen. bekam kalte Füße. Also entschloss ich mich dazu ihn etwas zu provozieren. "Ich habe deine Ex-Freudin gevögelt. Weißt du noch? Diese Lily." Fing ich erstmal an, vielleicht reichte das schon. Oder vielleicht nicht?

Was??? Er hatte----- ich hatte es doch gewusst! Knurrend kam ich ihm näher, das Nackenfell gesträubt, die Augen gelb und klar. Er wollte mich doch nicht wirklich provozieren oder?

"Muss man dir lassen, sie hatte es wirklich drauf im Bett, aber hallo, die ganze Nacht haben wirs auf deinem Bett getrieben. Wirklich sehr bequem. Vielleicht mache ich das mit Emma auch noch." War es vorher noch sehr subtil, war das nun wirklich die Krönung und sollte nun wirklich dafür ausreichen, dass Luca endlich auf mich losgehen würde und mich zu einem Werwolf machen würde.

Er hatte doch tatsächlich meinen wunden Punkt erwischt! Knurrend stürzte ich mich auf ihn, verbiss mich in seiner Schulter, und warf ihn zu Boden. Erst ein paar Sekunden später wurde mir bewusst was ich da eigendlich getan hatte. Verwirrt liess ich von ihm ab und entfernte mich ein paar Meter von ihm.

"Na also....geht doch...argh." Keuchte ich mit einem gequälten Lachen vom Boden aus und hielt mir die Schulter. Es tat ordentlich weh, aber das war eigentlich zu erwarten gewesen. Ich schloss kurz die Augen und mir wurde tierisch heiß... ich zitterte und es wurde langsam schwarz vor meinen Augen.

Und wieder ein toller Tag im Verbotenen Wald. Beim letzten Mal hatte ich zum Glück wieder zurück gefunden, auch wenn mich das etwas gewundert hatte. Immerhin war auch viel zu viel verwirrender Kram passiert.
Doch als ich Geräusche hörte und dann auch noch den Riesen-Luca-Wolf von gestern sah, der von seinem Zwillingsbruder zurück wich, kehrte die Verwirrung zurück und verstärkte sich. Mit fragendem Blick blieb ich stehen und legte den Kopf schief. Was sollte das den nun werden?

Ich verwandelte mich zurück und schlüpfte schnnell in meine Jeans bevor ich nach Levi sah. Er war sehr bleich um die Nase."Wie gehts dir?" fragte ich ihn und musterte ihn besorgt .Was hatte ich nur getan????

"Hey Maylea ich würde ja aufstehen, aber.... das... geht gerade... etwas schlecht." Ich quälte mir immernoch ein Lächeln hervor und mir war tierisch heiß. Aber ich konnte es noch geradeso abwenden, dass mir zu schwarz vor den Augen wurde. Ich nahm den Zauberstab und versuchte die Wunde zu vershcließen, aber dann brannte der ganze Körper und ich musste aufschreien...dann passierte etwas komisches, die Wunde schien ganz langsam zu heilen, jedenfalls hörte sie auf zu bluten...

Und schon wieder dieser widerliche Anblick eines entblößten Luca, der dieses Mal zum Glück viel schneller vorbei war, denn ich war unfähig mich zu bewegen. Noch immer starrte ich die Beiden mit schief gelegtem Kopf an.
Irgendwann schien mich Levi zu bemerkten und begrüßte mich auf seltsame Art und Weise. Zu allem Überfluss schien seine klaffende Bisswunde - die ich eben erst bemerkt hatte - von allein zu heilen. Hatte Luca etwa ...? Oh man. "Jungs." Sagte ich leise und mein Blick nahm einen leicht betrübten Ausdruck an.

Ich drehte mich langsam zu May um und sah sie schuldbewusst an."Er wollte es so" sagte ich und lächelte traurig. "Komm ruhig näher" lud ich sie ein und musterte prüfend Levis heilende Wunde."Sehr gut. Es scheint alles gut zu verlaufen" murmelte ich